Fülle oder Mangel?

Der grundlegende Unterschied zwischen Mangel und Fülle liegt darin, dass Mangel vorwiegend etwas Menschengemachtes ist und die Fülle etwas Natürliches, welche uns in jedem Augenblick umgibt. Das Entscheidende jedoch ist, ob wir die Fülle als solche wahrnehmen und leben können.

In unserem werteorientierten Wirtschaftssystem sehen wir oft Situationen, in welchen wir mit einem Mangel konfrontiert sind: Mangel an dem Einsatz von Ökologie, unzureichende Infrastruktur an unseren Schulen oder hohe Arbeitslosigkeit bzw. fehlende Fachkräfte. Das Thema Mangel beschäftigt viele und führt häufig zu Vergleichen mit Menschen, die tatsächlich im Mangel leben, weil es ihnen an den grundlegendsten Dingen, wie beispielsweise Sicherheit, Nahrung oder auch Bildung fehlt. Oder wir schauen mit Neid auf andere, welche zumindest äußerlich in Reichtum leben, aber auch diese Menschen leiden oft unter Mangelgefühlen. Unbewusst oder bewusst glauben wir vielleicht, dass es uns an Liebe, Geld, Ressourcen, Fähigkeiten oder Erfahrungen mangelt. Dieses Mangelgefühl hat einen großen Einfluss auf die Art, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen  und welche Erwartungen wir an sie haben. Aber woher kommt überhaupt das Gefühl von Mangel? Es entsteht in unserem Ego, welches sich ständig mit anderen vergleicht, sich ausschließlich auf sich selbst bezieht und ums Überleben kämpft. Unsere Realität erschaffen wir durch unsere mentale Einstellung zu der Welt, sie ist somit extrem subjektiv und abhängig von unserer Fähigkeit, gleichzeitig Erschaffer und Beobachter zu sein. Das ist Bewusstsein. 

 

Mit der Zeit haben wir vergessen, was und wer wir wirklich sind und haben eine virtuelle Realität geschaffen, welche auf Identitäten, Geschichten, Mythologien, Glaubenssätzen und Konditionen fundiert, die wir individuell und gemeinschaftlich als wahr anerkennen. Dadurch, indem wir kritisch hinterfragen, was wir bisher als real und wahr gehalten haben, fällt das Konstrukt unserer Fantasiewelt nach und nach in sich zusammen und wir erkennen das Leben, wie es wirklich ist und damit unsere Ganzheit. Nur so können wir über das Gefühl von Mangel hinaus gehen und lernen, gesunde Beziehungen zu führen. Werfen wir doch einfach einmal einen Blick in die Natur: Ein Baum trägt viele Tausende Nadeln oder Blätter und wenn er anfängt zu blühen, gesellen sich viele Insekten hinzu, um ihn zu bestäuben, damit er später Früchte trägt und sich vermehren kann. Sobald die Früchte reif werden, stehen uns diese in großer Anzahl zur Verfügung und viele von ihnen fallen jedes Jahr auf den Erdboden, ohne weiter beachtet zu werden. Dies macht jedoch nichts, da ja sowieso alles im Überfluss vorhanden ist. In der Natur erleben wir also, dass genug für alle da ist, wenn wir uns nur dafür öffnen und der Fülle in unserem Leben Raum geben. In diesem ständig wachsenden und sich ausweitendem Bewusstsein löst sich jegliches Mangelgefühl auf und wir sind frei.

 

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